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Die Rollos bleiben heute oben

Und wieder ist eine Schmerzphase überlegt. Überlegt deshalb, weil ich während der Schmerzphasen nur liegen kann. Stehen ist in diesen Phasen nicht möglich, Zu schreiben ich hätte eine Schmerzphase überstanden wäre nicht stimmig.

 

Nach einer sehr schönen und produktiven Woche mit freundlichen Schmerzen (level 1 von 10)  war der Freitagabend (17.10) weniger schön. Ohne in einen Spiegel zu schauen ist mir am Abend übel geworden. Und obwohl ich diese Erfahrung bereits unzählige Male gemacht habe, ist mir wieder nicht eingefallen, dass dies die Vorboten stärkerer Schmerzen sind.


In der Nacht auf Samstag haben die Schmerzen dann alles gegeben. Zunächst schleichen sie sich langsam ein um dann mit aller Intensität ihr Bestes zu geben.

Mein linkes Bein wird wieder ein schweres, kaum vom Boden zu bewegendes Körperteil. Jetzt gilt es, zeitnah Notfall-Medikamente (Novamin) einzunehmen, bevor die Schmerzen den gesamten Körper erfassen und jede Bewegung unmöglich machen. Für solch Banalitäten wie Rollos herunterzulassen oder Vorhänge zu schliessen bleibt keine Zeit und keine Kraft. Der nächste Weg führt direkt ins Bett. Bis auf Nötigste Erledigungen wie Toilettengänge und Trinken (meist in umgekehrter Reihenfolge) und Medikamnte einnehmen ist kaum noch etwas machbar.

Dieser Zustand hat diesesmal fünf Tage angehalten. Ab dem sechsten Tag konnte ich das Bett verlassen und mich für ein paar Stunden aufs Sofa legen. Am siebten Tag konnte ich den ganzen Tag auf dem Sofa liegen und zwischendurch leichten häusliche Verrichtungen nachkommen wie das seit einer Woche benutzte Glas spülen, eine Kanne Tee zubereiten und zwei Zwiebäcke/ Zwiebacks/ Zwiebacki? geniessen.

 

Am achten Tag war dann das Zubereiten der Kanne Tee und das Zubereiten einer Instant-Hünersuppe mit Nudeleinlage möglich. Mmmmhhhh, welch Genuss!

 

Am neunten Tag hat die Kraft gereicht, den beinah angewachsenen Schlafanzug zu verlassen, meinen Körper einer Dusche zuzuführen und anschliessend Wohnungskleidung anzulegen (eijne handelsübliche Jogginghose, ein geräumiges T-Shirt sowie eine kuschelige Fleecejacke. Achja, Socken natürlich auch.

 

Jedesmal wieder fühlt sich dieser Vorgang wie eine Neugeburt an. Auch nach fünf Jahren kann ist dies keine Selbstversändlichkeit. Vielmehr das Wissen, dass nichts im Leben selbstverständlich ist. Schon garnicht unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden.

 

Ab dem neunten Tag fühle ich mich wieder kräftig genug, den innerhäuslichen Müll einzusammen und damit einen Ausflug zu den Mülltonnen zu machen. Bewältigt werden müssen immerhin zwei Stockwerke, circa dreissig Meter Fussweg, das Öffnen und Schliessen der Mülltonnen sowie der Rückweg in die Wohnung.

Nach diesem noch kräftezehrenden Ausflug in das ausserhäusliche Umland brauchen  Körper und Kopf mindestens zwei Stunden Erholung.

 

Grund für die geringen Kraftvorräte sind eine unfallbedingte inkomplette Querschnittlähmung der linken Körperhälfte.

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