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Traurige Erkenntnis: Angst vor Menschen

Was mich innerlich zerreisst

Seit Jahren versuche ich, wieder mit anderen Menschen in Kontakt zu kommen. Bisher ist jeder Versuch gescheitert. Zu gross sind meine erlernten Ängste. 

Einzelne Menschen lerne ich gelegentlich kennen. Doch leider hat bisher keiner dieser Kontakte gehalten. Zu unspezifisch ist meine Lebensweise. An gemeinsamen Freizeitaktivitäten konnte ich bisher kaum teilnehmen. Immer wieder musste ich - meist schmerzbedingt, Termine absagen oder verschieben. 

Kein gesunder Mensch hat dafür Verständnis.

Deprimierender Zwiespalt

Und so bleibt das wonach ich mich seit über zehn Jahren am meisten sehne, meine grösste Angst - mich einlassen können auf Menschen, wieder vertrauen können. 

 

Seit fast 15 Jahren lebe ich im Dauer-Lockdown. Ein Zustand der mir mehr zu schaffen macht, als mir bisher bewusst war. Ich vermisse Gespräche mit anderen Menschen, gemeinsam zu lachen, gegenseitig zu trösten, miteinander zu erleben. 

Was es ausmacht

Kontakt mit anderen Menschen verändert Menschen. Vor dem Unfall 2006 war ich ein sehr kommunikativer Mensch. Ich habe mich für vieles interessiert und mich gern mit anderen Menschen über diese Themen ausgetauscht.

Ich stehe nur noch auf an Tagen an denen ich einen Termin mit anderen Menschen habe. An diesen Tagen verlasse ich meine Schlafkleidung gegen Alltagskleidung. Derzeit ist das an jedem Montag für zwei Stunden.  An allen anderen Wochentagen bewege ich mich aus dem Bett direkt auf das Sofa um überwiegend nichts zu tun.

 

Seit 15 Jahren befinde ich mich auch im verbalen Notstand. Meine Stimme habe ich mehrfach über mehrere Jahre nicht sprechen gehört und mich dann erschrocken, als ich zum ersten Mal wieder gesprochen habe. 

Einsamkeit macht krank

Von den vielen Unfall-Verletzungen empfinde ich die Einsamkeit als die Schlimmste Unfallfolge. Das wieder gehen lernen war vor allem von mir allein abhängig - ein starker Wille, das ständige Ausloten gesundheitlicher Grenzen. 

Ein Kennenlernen anderer Menschen ist nicht mehr nur von mir abhängig. Es kommt eine unbekannte Grösse X ins Spiel. Meine Angst vor X ist leider grösser als mein Wunsch, Menschen wieder vertrauen zu können. Und so bleibe ich weiterhin in meinem persönlichen Lockdown.

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Kommentare: 1
  • #1

    anna maria (Mittwoch, 10 November 2021 15:05)

    Hallo katrin, zufaellig bin auf deine webseite gekommen. optik und nutzerfreundlichkeit sind dir ganz toll gelungen.
    Du hast da ein schweres thema aufgegriffen, dass in der umsetzung gut gelungen ist.
    Von deinen schilderungen bin ich hin und gerissen. Mitunter ist es so traurig, dass kir die luft weggeblieben ist.nundnmanchmal musste ich herzhaft lachen.
    Sehr traurig gemacht haben mich deine texte mit der isolation. Welch horror.
    Ich wuensche dir von ganzem herzen alles liebe, viel kraft und dass du wieder vertrauen kannst. Liebe gruesse aus lueneburg von anna maria.

    Deine seite werde ich an meinen freundeskreis weiterleiten.