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Leben findet nur noch in Gedanken statt

Seit langem findet mein Leben meist nur noch in Gedanken statt. Für alles, was ich gern tun würde, fehlt der Antrieb und die Energie. Entweder sitze ich tagelang im Wohnzimmer und schaue vor mich hin oder liege, so wie die vergangene  Woche bis heute fast regungslos im Bett. 
Obwohl ich wieder gehen kann und das technische Hilfsmittel dafür habe (Walk Aide - elektronischer Fussheber) und mich bei jeder Begegnung mit Frischluft wie ein Kleinkind freue, fehlt der Antrieb mich anzukleiden, die Wohnung zu verlassen und in Frischluft einzutauchen, 

Interesse an allem verloren

© pixabay
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Seit ein, zwei Jahren kann ich mich kaum noch für irgendetwas interessieren. Sollte es doch einmal geschehen, dann nur für kurze Zeit. Alles mögliche habe ich versucht: Eine verlorene Sprache (Englisch) wieder erlernen, kreativ "arbeiten", Spazieren gehen, Einkaufen, Haushalt erledigen. Nichts von alldem tue ich. Das Einzige, das erledigt ist bin ich.

Wofür soll ich aufstehen?

Diese Frage stelle ich mir an fast jedem Tag. Einzige Ausnahme: Ein Termin mit anderen Menschen. z. b. mit einer der beiden Betreuungsdamen vom Pflegedienst, die einmal wöchentlich für zwei Stunden zu mir kommen oder ein Arzttermin (ca. 6 bis 10 mal im Jahr). Termine ohne menschlichen Kontakt locken mich nicht mehr aus der Wohnung. Auch wenn ich rational weiss, dass frische Luft gesund ist, selbst wenn es nur einmal pro Woche wäre.

Einzelne Tage sind die Ausnahme

Nur an wenigen Tagen gelingt es mir, aus diesem Karussell der Tristesse auszubrechen. Oft ein Kraftakt. Bin ich dann erst einmal in Bewegung freue ich mich meist darüber und auch an dem Schönen des Daseins. Für mich liegt das in Kleinigkeiten: Einem Kind das lacht, eine Blume die durch ein ein Mauerwerk wächst, ein Schmetterling, ein Sonnenstrahl an einem verregneten Tag.

Weiterleben mit Trauma. Blog. Rose weiss
Privataufnahme

Zehn Jahre Isolation zeigen Wirkung

Irgendwie ist mir in den vergangenen 15 Jahren und insbesondere in den letzten zehn Jahren in denen ich ohne menschliche Gemeinschaft bin, mit meinen psychischen Kräften an die Grenzen meiner Möglichkeiten gekommen.

Nach dem Humor ist die Hoffnung verloren gegangen

Der Verlust meines Humors war einer der besonders schwerwiegenden Verlusten. Humor war bis zu dem Unfall 2006 ein meiner besonderen Stärken und Fähigkeiten. Er hat mich durch schwere Zeiten gebracht, mich mit tollen Menschen zusammengebracht und mein Leben um ein Endloses bereichert. Mit dem Humor ist auch mein Lachen abhanden gekommen. Mich selbst so erleben zu müssen ist ein wahres Trauerspiel. 

Nach dem Humor ist irgendwann die Hoffnung abhanden gekommen.

Wenn sie einen alten Motor finden

lassen sie es mich bitte wissen. Vielleicht lässt er sich wieder in Gang setzen oder er stottert vor sich hin und ist phasenweise funktionsfähig. Alles ist besser als ohne inneren Motor mit der Möglichkeit starten zu können leben zu müssen.

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